Sommer, Sonne, Sonnenschutz - was die Wissenschaft sagt
Lichtschutzfaktor, Nachcremen, Sonnenstudio - was stimmt wirklich?
Die Sonne scheint, und mit ihr kommen die Fragen: Welchen Lichtschutzfaktor? Wie oft nachcremen? Und was ist eigentlich mit Vitamin D?
Zeit für einen wissenschaftlichen Blick auf Sonnenschutz.
Warum Sonnenschutz wichtig ist
UV-Strahlung ist der Hauptrisikofaktor für Hautkrebs. Das ist keine Meinung, sondern gut belegte Wissenschaft.
Die Zahlen sind eindrücklich: Die Hautkrebsraten haben sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Das liegt nicht daran, dass wir besser diagnostizieren - es liegt daran, dass wir mehr UV-Strahlung abbekommen haben. Urlaubsreisen, Sonnenstudios, veränderte Freizeitgewohnheiten.
Sonnencreme: Die wichtigsten Fakten
Lichtschutzfaktor verstehen
Der LSF gibt an, wie viel länger Sie in der Sonne bleiben können, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Konkret: - LSF 10: Zehnmal längere Eigenschutzzeit - LSF 30: Dreißigmal längere Eigenschutzzeit - LSF 50: Fünfzigmal längere Eigenschutzzeit
Ein Beispiel: Wenn Sie ohne Sonnenschutz nach 10 Minuten einen Sonnenbrand bekommen würden, dauert es mit LSF 30 theoretisch 300 Minuten (5 Stunden).
Aber: Diese Rechnung funktioniert nur unter Laborbedingungen. In der Realität cremen wir zu wenig auf, schwitzen, baden, reiben die Creme ab.
Wie viel Sonnencreme?
Die meisten Menschen tragen zu wenig auf. Die Studien, die den LSF bestimmen, rechnen mit 2 mg pro Quadratzentimeter Haut.
Praktisch bedeutet das: - Für Gesicht und Hals: Ein gehäufter Teelöffel - Für den ganzen Körper: Etwa 30-40 ml (sechs Teelöffel)
Wer nur die Hälfte aufträgt, bekommt nicht LSF 30, sondern ungefähr LSF 5,5.
Wie oft nachcremen?
Alle zwei Stunden. Nach dem Schwimmen sofort. Nach starkem Schwitzen sofort.
"Wasserfest" bedeutet übrigens nur, dass nach zweimal 20 Minuten im Wasser noch 50% des Schutzes vorhanden sind. Nicht mehr.
Welcher LSF?
Meine Empfehlung: Mindestens LSF 30, besser LSF 50.
Der Unterschied zwischen LSF 30 und LSF 50 ist geringer als viele denken: - LSF 30 blockt etwa 97% der UVB-Strahlung - LSF 50 blockt etwa 98% der UVB-Strahlung
Aber: Da wir alle zu wenig auftragen, gibt uns der höhere LSF mehr Puffer.
Sonnenstudio: Keine sichere Alternative
"Vorbräunen im Solarium, dann bekomme ich keinen Sonnenbrand."
Das ist ein Mythos. Die Vorbräune aus dem Solarium entspricht etwa LSF 2-4. Das ist so gut wie kein Schutz.
Außerdem: Sonnenstudios erhöhen das Hautkrebsrisiko. Die WHO stuft sie als krebserregend ein - in derselben Kategorie wie Asbest und Tabak.
Es gibt keine sichere Dosis UV-Strahlung aus künstlichen Quellen. Die Argumente der Sonnenstudio-Branche (Vitamin D, Wohlfühlen, kontrollierte Bestrahlung) halten wissenschaftlicher Prüfung nicht stand.
Vitamin D: Das Dilemma
UV-Strahlung ist schlecht wegen Hautkrebs. Aber UV-Strahlung brauchen wir für Vitamin D. Wie passt das zusammen?
Die gute Nachricht: Für die Vitamin-D-Produktion brauchen wir erstaunlich wenig Sonne. Im Sommer reichen 10-15 Minuten Sonne auf Gesicht und Unterarme - wohlgemerkt ohne Sonnencreme.
Die Lösung: - Kurze, regelmäßige Sonnenexposition ohne Sonnenschutz (Mittagspause, kurzer Spaziergang) - Bei längerer Exposition: Sonnenschutz verwenden - Im Winter: Ernährung anpassen (fetter Fisch) oder Supplements erwägen
Vitamin-D-Mangel ist real und verbreitet. Aber er ist kein Argument gegen Sonnenschutz - er ist ein Argument für kluge Sonnenexposition und gegebenenfalls Supplementierung.
Die besten Schutzmaßnahmen
In der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit:
1. Mittagssonne meiden: Zwischen 11 und 15 Uhr ist die UV-Belastung am höchsten. Im Schatten bleiben.
2. Kleidung: Ein T-Shirt bietet etwa LSF 5-10. Spezielle UV-Schutzkleidung deutlich mehr. Hut nicht vergessen!
3. Sonnencreme: Für alle nicht bedeckten Stellen. Reichlich und oft.
4. Sonnenbrille: Schützt die Augen und die empfindliche Haut darum herum.
Besondere Vorsicht bei...
- Kindern: Die Kinderhaut ist empfindlicher, und die UV-Dosis aus der Kindheit hat lebenslange Auswirkungen. - Hellem Hauttyp: Weniger Eigenschutz, höheres Risiko. - Höhenlage und Wasser: UV-Strahlung ist in den Bergen intensiver und wird vom Wasser reflektiert. - Bestimmten Medikamenten: Manche erhöhen die Lichtempfindlichkeit (z.B. einige Antibiotika).
Fazit
Sonnenschutz ist keine Panik, sondern praktische Vernunft.
Genießen Sie die Sonne - aber mit Verstand. Mittagssonne meiden, Kleidung tragen, Sonnencreme auftragen. Das reicht, um die Haut zu schützen und trotzdem genug Vitamin D zu bilden.
Ihre zukünftige Haut wird es Ihnen danken.
Dr. med. Jan Sturm
Facharzt für Allgemeinmedizin, Betriebsmediziner und Ernährungsmediziner
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